Sonntag, 15. Juli 2012

ERLEBNISBERICHTE-FOLGEN

  















Vorbemerkung:

Wir hatten bereits berichtet, dass in Vorbereitung des Buches "43.Fla-Raketenbrigade 'Erich Weinert'-Fakten und Geschichten" uns eine Vielzahl von Erlebnisberichten erreichten, die letzlich den Rahmen des vorgesehehenen Umfangs sprengten. Es war daher nicht möglich, alle Beiträge in das Manuskript aufzunehmen-wir hätten zwei Bücher daraus machen können! Es wäre schade, auf diese interessanten Erlebnisse und Erfahrungen zu verzichten. Sind sie doch ein Teil menschlicher Biographien und Beschreibung von Zeitgeschichte. Deshalb haben wir uns entschlossen, diese unveröffentlichten Beiträge auf die Seite SANITZ als Thema ERLEBNISBERICHTE-FOLGEN zu stellen und zusätzlich in einer DVD "Aus der Geschichte der 43.FRBr" zu erfassen. Die DVD wird zur Eröffnung der Ausstellung "50 Jahre Garnisonsort Sanitz" am 01. September 2012 angeboten und auch danach bestellbar sein. Den Anfang der Erinnerungsberichte macht heute Dieter Bertuch über seine Erlebnisse an der Wiege der Fla-Raketentruppen der NVA-in Ulan-Ude am Baikalsee (Teil I):
 
"Als einer der Pioniere einer neuen Waffengattung der Luftverteidigung im fernen Sibirien ...
Fast neunundvierzig Jahre sind vergangen, als ich meine erste größere und verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekam und diese erfüllen konnte. Es bewegt mich noch heute mit Stolz, der erste Kompaniechef einer Offiziersschülerkompanie gewesen zu sein und mitgeholfen zu haben, dass diese Offiziersschüler des 3. Lehrjahres der Flakartillerieschule Potsdam- Geltow und Unteroffiziere aus der Truppe als die ersten Unterleutnants für die aufzustellenden Truppenteile und Einheiten der neu zu bildenden Fla- Raketeneinheiten der Luftverteidigung im Lehr- und Ausbildungsregiment 12 in Pinnow bei Angermünde ernannt werden konnten. Zum 12. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik fand dieses feierliche Zeremoniell am Ausbildungsort statt. Unsere gemeinsamen Anstrengungen, meine eigene Arbeit und die meiner Unterstellten, wurden dabei gewürdigt. Aber ich musste auch an meine eigene weitere Qualifizierung denken, denn ich fühlte selbst, wie viel mir noch Können und Erfahrung in einer Offiziersdienststellung fehlten. Beim festlichen Mittagessen mit der Führung des Regimentes fragte mich der Kommandeur des Lehr-und Ausbildungsregiments 12, Major Heinz Trautsch, wie es mir und meiner kleinen Familie gehe. Er kannte meine Unzufriedenheit und teilte mir zwei Varianten der eigenen Qualifizierungsmöglichkeit mit. Die eine Variante wäre, dass ich an der speziellen militärischen Sektion der Ingenieurschule der Deutschen Post in Leipzig ein dreijähriges Studium mit dem Ziel der Ausbildung als Hochfrequenzingenieur aufnehmen könnte. Die zweite Variante bestände in  einer Kommandierung für einen neunmonatigen Ausbildungskurs in die UdSSR nach Ulan-Ude. In die Hauptstadt der Burjatischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik, hinter dem Baikalsee, Sibirien. Er würde mich gerne dafür vorschlagen und riet zur Zusage. Gründlicher könnte ich nirgendwo anders für die neue Waffengattung ausgebildet und für den weiteren persönlichen Werdegang vorbereitet werden. Er kannte den Ausbildungsort und das Ausbildungsprogramm bereits aus eigenem Erleben. 

Für mich als junger Offizier spielte dieser Ratschlag des erfahrenen Kommandeurs eine große Rolle. Aber auch eine gehörige Portion an Neugier und Abenteuerlust sowie der stolze Gedanke, zu den wenigen Offizieren zu gehören, die im großen Land lernen durften, führten zu meiner baldigen Zusage. Trotz Familie mit Kleinkind waren ich und auch meine Frau bereit, diese lange Trennung auf uns zu nehmen. Urlaub sollte es in diesen neun Monaten nicht geben. Ulan- Ude war von der Heimat immerhin rund achttausend Kilometer entfernt. Familiäres zählte in der damaligen Zeit nur wenig. Der „militärische Klassenauftrag" wurde über alles gestellt. Ein intensiver Vorbereitungslehrgang fand an einer altbekannten Einrichtung in Potsdam- Geltow statt, der Flakartillerieschule. Wir erhielten nochmals eine fast vierteljährliche Grundlagenausbildung sowie intensiven Sprachunterricht. Russisch fiel mir nicht schwer. Bereits damals entwickelte ich eine gute Begabung und Sprachtalent.


Nach dem Festtagsurlaub zu Weihnachten und über den Jahreswechsel 1961/1962 ...
wurden wir über dreißig Offiziere, vom Major bis zum Unterleutnant, für Reise, Aufenthalt und Studium belehrt und eingekleidet. Je näher der befohlene Abreisetermin rückte, umso beklommener wurde die Stimmung. Aber, die Aufgabe war gestellt und die Entscheidung war getroffen. Anfang Januar 1962 begann die Reise. Mit dem Zug Berlin- Moskau trafen wir in der sowjetischen Hauptstadt ein, um nach wenigen Stunden auf dem Jaroslawler Bahnhof einen Schlafwagen der Transsibirischen Eisenbahn zu besteigen. Die Route nach Ulan- Ude führte durch solche gewaltigen Städte wie Orenburg, Kasan, Swerdlowsk, Krasnojarsk, Nowosibirsk, Tscheljabinsk, Magnitogorsk, Irkutsk und dann am Ufer des Baikalsees entlang. Nach gut fünf Tagen erreichten wir den Zielbahnhof in Ulan- Ude. Damals war die Transsibirische Eisenbahn noch dampfbetrieben. Im Schlafwagen aus der Ammendorfer Waggonfabrik „lebten“ wir zu sechst. Die damals „niedrigen Dienstgrade" Waldner, Giese, Just, Harkner, Metzner, Bertuch, Krolop, Wolny, Baumunk, Jonzeck und weitere hatten untereinander die besten und kameradschaftlichsten Kontakte, auch weil deren Ausbildungsprofile gleich bzw. ähnlich gelagert waren. Die sehr interessante Fahrt reicherten wir zusätzlich neben Essen und Teetrinken vor allem mit Canastaspielen und ab und zu mit einem Gang in das Waggon- Restaurant zum Portwein und anderen höherprozentigen Getränken an. 

Die Fahrt zog sich hin, ging stetig weiter nach Osten. Im europäischen Teil, vor Moskau, erinnerten mich die zu durchfahrende Städte und Ortschaften oft an Vaters Kriegserzählungen. Hier war er am unsinnigen und verbrecherischen Krieg Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion beteiligt gewesen. Viele Gedanken gingen mir dann durch den Kopf. Ich fuhr jetzt also rund siebzehn Jahre nach dem Ende des II. Weltkrieges hier entlang, durch die riesigen Weiten und dann im Schlafwagen! Im europäischen Teil der UdSSR hielt die Transsib etwa alle drei bis fünf Stunden, auf jeder Station mindest zwanzig Minuten. Mein Ziel war es stets auszusteigen, zu versuchen eine Ansichtskarte zu kaufen, sie zu frankieren und der Post anzuvertrauen. Das gelang fast hunderprozentig. Die Karten kamen tatsächlich Tage später zu Hause in Thüringen an. 

Hinter Moskau dann wurde die Fahrtdauer zwischen den Bahnhöfen mit Halt immer länger. Die großen zu überquerenden Flüsse, die Silhouetten der gewaltigen Industriestädte, aber auch die zu erblickenden ärmlichen und verfallenden Katen in Dörfern, das sich ständig verschärfende Frostwetter, all das waren unvergessliche Eindrücke. Als wir den Ural und damit die Grenze zwischen Europa und Asien überfuhren, waren wir alle wie auf Kommando sehr ruhig und irgendwie bedrückt. Ein eigenartiges Gefühl war es, schwer zu beschreiben. In Asien herrschte bereits strenger Winter. In einem Ort mit dem Namen „Sima“, nomen est omen, auf Deutsch Winter, erwarteten mich beim Aussteigen und dem geplantem Kartenkauf Temperaturen von über minus 41 Grad. Trotz der Warnung der „Provodniza“, der Waggonbegleiterin, nicht auszusteigen, tat ich das. Meine Hand blieb am frostigen Einstieggriff des Waggons für einen Moment kleben. Nur im Trainingsanzug hüpfte ich unter dem Gelächter der Begleiterin und der Kumpels schnell zurück in den gemütlich warmen Waggon ..."  - Fortsetzung folgt!

Sonntag, 29. April 2012

Buch zur 43.Fla-Raketenbrigade "Erich Weinert" kommt!




Vorbemerkung:
Aus der ursprünglichen Idee einer Broschüre zur Ausstellung "5o Jahre Garnisonsort Sanitz", die am 01. September 2012 in der Heimatstube Sanitz eröffnet wird, wurde ein Buch zur Geschichte der 43.FRBr. Bernd Kirchhainer nahm Kontakte zu vielen Ehemaligen auf, fragte nach Fotos, Dokumenten und vor allem nach Erinnerungsberichten. In Lothar Herrmann und Dieter Reichelt fand er zwei engagierte Mitstreiter, die für die Bereiche Technik bzw. Chronik verantwortlich zeichneten. Dank der Unterstützung ehemaliger Angehöriger der Brigade, einschließlich von Zivilbeschäftigten und Ehefrauen von Berufssoldaten, wurde ein repräsentatives Spektrum erreicht, fast 90 Mitautoren sind vertreten.

Das Buch 43. Fla-Raketenbrigade "Erich Weinert"- Fakten und Geschichten, umfasst ca. 400 Seiten, mit zahlreiche Abbildungen, 17 x 24 cm, Broschur, ISBN 978-3-942477-31-4 und kostet 19,95 Euro. Es erscheint Mitte August 2012 beim Steffen Verlag, www.steffen-verlag.de

Die 43. Fla-Raketenbrigade "Erich Weinert" ...
Die 43.Fla-Raketenbrigade „Erich Weinert“ der NVA war der erste und modernste taktische Verband innerhalb der Luftverteidigung der DDR. Als Fla-Raketenregiment 18 am 01. März 1961 gegründet, war sie bis zu ihrer Auflösung 1990 verantwortlich für den Schutz des Luftraumes entlang der Ostseeküste der DDR. Als einzige Fla-Raketenbrigade der Luftverteidigung war sie mit vier Waffensystemen, einschließlich des Komplexes S-300, ausgerüstet und  absolvierte 1989 das erfolgreichste und komplizierteste Gefechtsschießen seit ihrem Bestehen. Im ersten Teil des Buches  wird detailliert die Geschichte ihrer Entwicklung beschrieben. Ein kurzer Abschnitt über Struktur, Ausrüstung und Gefechtsmöglichkeiten schließt sich an. Im umfangreichsten Teil des Buches berichten Zeitzeugen authentisch, humorvoll und auch kritisch über Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrer Dienstzeit. Fotos, Skizzen, Dokumente und Übersichten ergänzen und vertiefen den Inhalt. Den interessierten Lesern viele Erkenntnisse, auch ein Wiederfinden und viel Vergnügen dabei! 

Das Buch wird im Buchhandel erhältlich sein, weiterhin auf der Ausstellung „50 Jahre Garnisonsort Sanitz“ am 01. September 2012 im Gemeinschaftshaus Sanitz, auf der Veranstaltung der Gemeinschaft der 13er e.V. am 29.09.2012 in Parchim und ständig im TRADI in Sanitz. Der Bezug ist ebenfalls direkt von den Herausgebern einschließlich persönlichem Autogramm möglich. Die Adressen geben wir nach Erscheinen des Buches bekannt.

Eine DVD "Aus der Geschichte der 43. Fla-Raketenbrigade "Erich Weinert" ...
Da die eingereichten Beiträge den vorgesehenen Rahmen des Buches sprengten, konnten einige Beiträge nicht berücksichtigt werden. Diese werden in einer gesonderten DVD " Aus der Geschichte der 43. Fla-Raketenbrigade "Erich Weinert" erfasst. Neben einer Dia-Show mit vielen Bildern & einigen Videoeinspielungen zur Geschichte des Truppenteils wird es darin auch ein gesondertes Kapitel Dokumente & Erinnerungsberichte geben. Auszüge von Beiträgen werden auch auf unserer Seite SANITZ veröffentlicht. 

Hinweis: Das obige Buch-Cover ist noch ein Arbeits-Cover. Wir suchen dasselbe oder ein ähnliches Motiv in FARBE! Wer helfen kann, bitte kurzfristig an die e-mail Adresse bernd@kirchhainer.de zusenden, Danke! - Fortsetzung folgt!

 

Mittwoch, 23. September 2009

Aus der Geschichte der 43. FRBr ( Folge 2 )


Verlegung nach Sanitz, Kr. Rostock - Land, 1961 - 1962 :

nachdem am 01.03.1961 das FRR - 18 mit 7 Offz. und 256 Uffz. / Soldaten gegründet worden war, sind die Monate März - November von weiterer Formierung und intensiver Ausbildung geprägt. Kommandeur der Technische Abteilung ( TA ) ist übrigens Hptm. Ottomar Roth - nicht O. Maroth, wie in Folge 1 geschrieben. Zu dieser Zeit sind am zukünftigen Standort Sanitz Offz. - Schüler beim Baumeinschlag und Waldroden ...
Ab Juli 1961 werden durch das Lehrausbildungsregiment 12 ( LAR - 12 ) in Pinnow ebenfalls Offz. - Schüler der Flakartillerie - Schule Geltow auf Fla - Raketentechnik umgeschult. Unter ihnen sind u.a. die späteren OSL Klaus Ischner, Ernst Regorius, Adolf Siehr ....Ab Oktober kommen die Eisenbahntransporte aus der UdSSR mit der Spezialtechnik an, entladen wird in Frankfurt / Oder bzw. die Fla - Raketen vom Anschlußgleis auf dem GSSD - Flugplatz Finofurt. Einer, der als Kranführer bei der Entladung in Finofurt eingesetzt ist : Uffz.- Schüler Eberhard Kornow. Danach Transportzugführer, " Spieß " in der T / V - Kompanie bzw. nach der Strukturveränderung in der Transport - u. Instandsetzungskompanie ( TIK ), Leiter Feuerwehr. Es gibt noch einen weiteren Grund, ihn zu nennen : als Fahnenträger im Fahnenkommando FRR - 18 / 43. FRBR ist er bei 46 Vereidigungen dabei !

Es folgen Transport und Lagerung an den Standorten des LAR - 12 in Pinnow, des FRR - 16 in Bernau sowie des FRR - 17 in Stallberg. In den Monaten November - Dezember 1961 erfolgt dann die Übernahme der Technik durch die Angehörigen des FRR - 18, verbunden mit dem Beginn der Verlegung in die neuen Standorte.Dazu aber gesonderte Ausführungen.

Nach Sanitz ....

Die Technische Abteilung ( TA ) verlegt als erste Einheit in den Raum Sanitz,in das Objekt Wendfeld - konkret ein Vorkommando unter Führung von Ltn. Erich Graatz, Leiter der 1. Arbeitsgruppe. Sie bereitet die Aufnahme der Raketentransporte vor, die dann mit Unterstützung von Kräften des FRR - 16 bzw. FRR - 17 innerhalb von 10 Tagen im Kfz. - Landmarsch erfolgt. Die Überführung erfolgt bei höchster Geheimhaltungsstufe und unter Einhaltung strengster Geheimhaltungsmaßnahmen ohne Vorkommnisse. Ausgangspunkte sind sowohl Pinnow als auch Bernau. Verantwortlich für eine Marschkolonne ist Oblt. Dieter Pröhl: " ...Die Marschkolonne bestand aus jeweils 8 LKW - Zügen Typ G - 5 + E - 8 Hänger, auf den Maschinenwagen waren die Flügelkisten usw. verladen, auf den E - 8 Hängern 2 Raketen Typ DWINA, sorgfältig abgedeckt. Es waren für den gesamten Personalbestand Tage und Wochen höchster Anspannungen und Belastungen, insbesondere natürlich für die eingesetzten Militärkraftfahrer und den Kfz. - Instandsetzungszug ..."
Ende Dezember 1961, zwischen Weihnachten und Neujahr, trifft die Führungsbatterie unter Ltn. Rudi Kipker als nächste Einheit in Sanitz ein, ebenfalls im Objekt Wendfeld in der Baracke untergebracht. Der Stab, die Transport - und Versorgungskompanie ( T / V - Kompanie ) unter KC Ultn. Alfred Mühlmann, die Instandsetzungskompanie ( I - Kompanie ) unter KC Hptm. Hans - Joachim Köllner verlegen später, da die eigentliche Kaserne im Waldstück " Siebenbuche " an der Landstraße Richtung Bad Sülze noch nicht fertiggestellt ist. Die Unterkunftsgebäude, das Küchengebäude, die Kfz. - Werkstatt, überall wird in Tag - und Nachschicht gearbeitet, auch die Objektstraße geht nur bis zum Waldrand, dann beginnt der Schlamm ...
Aus dem Erinnerungsbericht von OSL a. D. Günter Bennemann : " ...ich komme ursprünglich aus dem Flak - Regiment 15, das zewcks Auflösung von Wolfen nach Altwarp verlegt hatte. Dort erhielt ich den Versetzungsbefehl zum gerade neu gegründeten FRR - 18. Mit einem LKW H - 3A und mehreren Offizieren ging es los in Richtung Rostock, wo im Raum Sanitz die Dienstelle sein sollte. Aber es kam ganz anders ...in Sanitz wußte keiner der angesprochenen Einwohner, dass es hier Armee geben sollte, ja gebaut wird da unten, eine Marmeladenfabrik oder so etwas ! ...Wir fanden dann das Objekt, sahen aber sowohl in der zukünftigen Kaserne als auch im Objekt Wendfeld nur Bauarbeiter der Bau - Union Rostock und Häftlinge beim wuseln.Also wieder zurück nach Altwarp, von dort aus 2 Tage später nach Pinnow, wo wir uns nun ordnungsgemäß beim FRR - 18 meldeten. Ich wurde Politstellvertreter in der I - Kompanie. Das Regiment befand sich in der Formierungs - und Ausbildungsphase. Eines Tages hieß es wieder : auf nach Sanitz !
Mit 21 Uffz. / Sold. fuhren wir los, diesmal wußten wir, was uns erwartet. Unsere Aufgabe lautete : in den Stuben / Räumlichkeiten die Reste der Malerarbeiten entfernen, Reviere reinigen, Betten und Spinde aufstellen. Da die Objektstraße noch nicht fertig war, blieben die LKW oft im Schlamm stecken - das bedeutete dann : abladen und die Möbel schleppen ... "
Als Zufahrt zur Kaserne wird in der Zeit auch das sogenannte Alarmtor genutzt, eigentlich als zusätzliches Ausfahrtstor im nördlichen Teil des Kasernengrundstückes gedacht.

Am 09.02.1962 um 19.30 Uhr ab Pinnow verlegen dann im Eisenbahntransport Richtung Sanitz die T / V - Kompanie und die I - Kompanie. Ankunft in Sanitz : am 10.02.1962, 04.30 Uhr. Entladen wird am Bahnhof Sanitz, da das Anschlußgleis zum Objekt Wendfeld noch im Bau ist, Abschluß der Entladung gegen 07.00 Uhr. Die Transporttechnik wird dann im Objekt Wendfeld im Bereich der Verladerampe abgestellt, die Kfz. - Werkstatt entfaltet in der Wendeschleife.

Das Anschlußgleis wird nach und nach fertiggestellt, Teile des Personalbestandes der Führungsbatterie werden beim Entladen und Transport der Schwellen eingesetzt. Als die ersten Eisenbahntransporte über die Gleise rollen, fehlt z.T. noch Schotter im Gleisbett und es gibt immer wieder Probleme an ehemaligen Moorlöchern im Bereich hinter der Eisenbahnbrücke, die über die F 110 Richtung Tessin führt. Wagenladungen von Splitt / Kies sind notwendig zum Auffüllen - zur Sicherheit steht auf jeden 2. Waggon ein Eisenbahner und beobachtet das Gleis !
Ohne den engagierten Einsatz und die Unterstützung seitens der " Bahner " würde manche Entladung länger dauern, ein Name ist seit dieser Zeit und für alle späteren NVA - Eisenbahntransporte zu einem Begriff geworden - Helmut Görlich, Leiter der Dienststelle DR Bahnhof Sanitz ...

Als erstes Unterkunftsgebäude in der Kaserne ist der hintere Block bezugsfertig, hier zieht Anfang Februar 1962 die Führungsbatterie ein, in den vorderen dann der Hauptteil des Personalbestandes der TA - ein Teil verbleibt im Objekt Wendfeld. Die am 10.02.1062 eintreffenden 2 Kompanien werden im mittleren Unterkunftsgebäude bzw. in Räumlichkeiten unterhalb des Reg. - Med. Punktes untergebracht.
Der Verpflegungsdienst unter Ultn. Günter Gerloff versorgt die Offz. / Uffz. / Sold. zu dieser Zeit noch feldmäßig, die Feldküchen stehen auf der Fläche zwischen den U - Gebäuden TA und T / V - Kompanie, gegessen wird aus dem Kochgeschirr. Die Versorgungs - Kfz. fahren auf der Objektstraße bis Höhe Stabsgebäude, dann wird der Nachschub auf ATS ( Artillerie - Transport - Schlepper, Kettenfahrzeug ) umgeladen und bis zur Verpflegungsstelle bzw. an die Entladerampe des noch im Bau befindlichen Küchengebäudes gebracht - höchste Vorsicht ist dabei geboten, denn das gesamte Gebäude steht in einer Betonwanne ! Aber dann ist auch das vorbei, das Küchengebäude " steht " ... Fortsetzung folgt !

Dienstag, 18. August 2009

Aus der Geschichte der 43. FRBr ( Folge 1 )


Vorbemerkung :
die nachstehenden Ausführungen sind ein Versuch, die Geschichte des Fla - Raketenregiments - 18 ( nachstehend FRR - 18 ), ab dem 01.12.1971 in 43. Fla - Raketenbrigade ( nachstehend 43. FRBr ) umgenannt, in eine chronologische Reihenfolge zu bringen. Für evtl. Hinweise, Ergänzungen oder auch Korrekturen sind wir dankbar. Eine endgültige Aufarbeitung der im Archiv befindlichen offiziellen Chronik der 43. FRBr steht noch aus ....

Quellennachweis : Entwurf Zeittafel der 43. FRBr, zusammengestellt von Lothar Herrmann

Bei Bezeichnungen und Nummerierung der Einheiten und Truppenteile wurden die mehrfachen Änderungen übergangen und die jeweils letzte Variante benutzt.


Entstehung / Formierung :

Eine wesentliche Ursache für eine notwendige qualitative Weiterentwicklung der LV der DDR war der politische Hintergrund, der sich aus dem Beschluß der BRD - Regierung im Kontext mit der NATO ergab, die Bundeswehr mit modernen Waffen incl. Kernwaffenträgern auszurüsten. Mit der bis heute gültigen sogenannten " Teilhabe an Atomwaffen ", die von den US - Streitkräften in der BRD gelagert werden, ergab sich eine völlig neue Situation im März 1958 ....

Am 03.10.1958 wird für die NVA ein " Plan der Maßnahmen für Spezialaufgaben " beschlossen, darunter die Aufstellung von Fla - Raketentruppenteilen.
1959 erfolgt in Pinnow / Uckermark die Aufstellung des Lehr - und Ausbildungsregimentes - 12 ( nachstehend LAR - 12 ), die anschließende Ausbildung der Führungskader und späteren Ausbilder dann in der UdSSR, in Ulan - Ude, am Komplex S - 75 " DWINA ". Dabei auch der zukünftige K - FRR - 18, Maj. Hering.


AJ 1960 / 1961 :

Am 01.03.1961 " Gründung " des FRR - 18 - mit 7 Offz., 256 Uffz. / Sold., Führung : K - Maj. Hering, SC - Maj. Sandig, StPA - Maj. Fricke, StAusbildung - Maj. Eichler, FRID - Hptm. W. Horn, StRD - Maj. Eckhardt, TA - Hptm. O. Maroth

In den Monaten März - November 1961 weitere Formierung, Ausbildung ...Offz. von der Artillerie, vom Flak - Regiment - 15, speziell für die Funktionen K - FRA / SC - FRA sowie Absolventen der Offz. - Schule Geltow werden zuversetzt, ein Teil der praktischen Ausbildung der TA wird im FRR - 16 durchgeführt. Am 13.08.1961 Einsatz des Personalbestandes im Rahmen der Maßnahmen Sicherung Staatsgrenze der DDR.

Im November 1961 Abschluß der Formierung der Flak - Batterien, Zugang von 2 kompletten Battr. des Flak - Regiment - 15 , Ausbildungsbeginn verspätet sich, da das Personal zur Fertigstellung der Feuerstellungen eingesetzt wird.

Die Fla - Raketenkomlexe " DWINA " werden bis dahin gelagert im LAR - 12 Pinnow, im FRR - 16 und im FRR - 17. Vom November - Dezember 1961 erfolgt dann die Übernahme dieser Technik und im Winter 1961 / 1962 Beginn der Überführung der FRA in die einzelnen Standorte. Die FRA 4322 ist die erste, zum Standort Barth ....

Die Überführungen erfolgen in kombinierten Eisenbahn - und Landmärschen, die FRA 4323 erreicht ihren Standort Hinrichshagen b. Rostock, teilweise bei Schneesturm erreichen die TLF mit den Raketen bzw. die ATS / ATT mit den Kabinen usw. die Stellungen. Die TA überführt Raketen in das Objekt Wendfeld b. Sanitz innerhalb von 10 Tagen im Landmarsch. Auf Grund von Verzögerungen bei der Fertigstellung der Feuerstellungen verbleibt ein Teil der FRA an den bisherigen Lagerstandorten des FRR - 17 und führt dort die Ausbildung weiter.

Beispiel FRA 43421 :
Die Zusammenstellung der FRA erfolgt konkret vom 14.10. - 21.12.1961 in Pinnow. Die Rückwärtigen Dienste beziehen erstmalig den zukünftigen Standort Abtshagen bei Grimmen am 22.12.1961.
Am Montag, den 21.05.1962 werden dann in Pinnow letzmalig die Reviere nochmal gründlich gereinigt, nachmittags wird der Marschbefehl verlesen, um 20.00 Uhr die Kolonne aufgestellt und 2 h später beginnt der Marsch, die Verlegung der Fla - Raketentechnik der FRA ....
In der Nacht zum Dienstag werden die Stellungen bezogen, die Technik aufgebaut - alles ohne Vorkommnisse. Am Nachmittag ist FREIZEIT ! In den nächstfolgenden Tagen Fortsetzung der Arbeiten in der Stellung, Aufbocken der Kabinen, Auslegen der Kabel, Herstellen der Einsatzbereitschaft - die Gefechtsbereitschaft ( GB ) der FRA wird am Donnerstag, den 24.05.1961 gemeldet. Weitere Aufgabenstellung : Übernahme von Raketentechnik, Herstellen der Beziehbarkeit der Stellungen, Einrichten des A - Objektes, Vorbereitung auf das Gefechtsschießen in der UdSSR.
Im sozialistischen Wettbewerb innerhalb des FRR - 18 erreicht die FRA 4321 am 01.03.1962 den 1. Platz. Die Führung der FRA besteht aus folgenden Offz. : K - Hptm. Malchowski, SC - Hptm. Wiedemann, StPA Hptm. Büttner, Parteisekr. - Hptm. Semkat, StRD - Ultn. Nikolaus, StTA - Ltn. Rosenkranz, FDJ - Sekr. - Ltn. Michlik

Kommandeure der 4 FRA des FRR - 18 sind : FRA 4321 - Hptm. Malchowski, FRA 4322 - Maj. Gernhardt, FRA 4323 - Maj. Pauls, FRA 4324 - Maj. Pohl


AJ 1961 / 1962 :

Am 24.01.1962 das Gesetz zur Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht in der DDR, damit auch mehr Möglichkeiten des Einsatzes von Soldaten mit entsprechendem Berufsprofil.
23.05.1962 - AO 18 / 62 Chef LSK / LV zur Übernahme des FRR - 18 in das System der Luftverteidigung der DDR, gleichzeitige Eingliederung / Unterstellung des Regiments zur 3. LVD.
Die Aufgabenstellung : Vorbereitung und Zulassung der FRA zum DHS, Vorbereitung von 2 FRA zum Gefechtsschießen Polygon Ashuluk in der UdSSR, Vorbereitung der Flak - Batterien der FRA zum Gefechtsschiessen auf dem Schießplatz Zingst.

Die Ergebnisse : Zulassung FRA 4322 und FRA 4324 zum DHS, Zulassung FRA 4321 ( erste Überprüfung Note 5 ) und FRA 4323 zum Gefechtsschießen,
Gefechtsschießen Ashuluk : FRA 4321 Note 2, FRA 4323 Note 3, TA Note 2,
Gefechtsschießen Flak - Batterien : erfüllt

Im September 1962 ( 10.09 oder 15.09. 1962 ) erfolgt die Übernahme des FRR- 18 in das Diensthabende System ( DHS ) der Luftverteidigung der DDR, 1 FRA in " B3 ", 1 FRA in " B2 " entsprechend Befehl K - 3. LVD. Die Übernahme in das DHS der LV im Rahmen des " Warschauer Vertrages " ist ca. 1962 ....

Das AJ ist geprägt durch verstärkte Ausbildung, ständige Trainings, erhöhte Anstrengungen
zur Herstellung der Geschlossenheit auf allen Ebenen in den FRA 4321 und FRA 4323 sowie die Vorbereitung der Flak - Batterien auf das Gefechtsschießen.

05.07 - 06.07.1962 findet eine Kommandostabsübung ( KSÜ ) im Rahmen der 3. LVD statt, Ergebnis : Note 3

18.07. - 21.07.1962 wird eine Truppenübung der 3. LVD mit der Note 2 absolviert.

31.07. - 01.08.1962 erfolgt eine Luftverteidigungsübung ( LVÜ ) des " Warschauer Vertrages " , Ergebnis : Note 2